Ich frage mich schon lange und immer wieder, warum fruchten all die Appelle nicht? Warum steigt die Zahl der Tablettensüchtigen unaufhörlich, warum gibt es so viele Millionen(!) Alkoholabhängige in Deutschland? Warum steigen die psychischen Krankheiten jetzt so drastisch an?
Ich habe keine einfachen Antworten gefunden und schon gar keine einfachen Lösungen. Es ist alles sehr komplex und einzelne Aktionen, Personen oder Institutionen können das nicht lösen. Die ganze Gesellschaft muss sich bereit machen, neu zu denken und gemeinsam den großen Strukturwandel zu vollziehen. Denn es warten noch viel größere Veränderungen die durch Internet und Globalisierung auf uns zukommen werden.
Der Schlüssel liegt in der Mitte
Obwohl ich keine Lösung habe bin ich trotzdem optimistisch. Warum? Weil ich eine Vision habe. Weil ich glaube, dass jeder Einzelne seinen kleinen Schritt tun kann. Dann bewegt sich auch das Große. Die Zahl derer die ihr Bewußtsein erweitern und ihr Leben in die Hand nehmen wird immer größer. Nicht im Kampf gegen etwas, sondern in Liebe und Kooperation liegt unsere Zukunft.
Ich habe die Vision, dass wir als individuelle Menschen wieder lernen in Kontakt mit uns selbst zu kommen. Wir sollen uns selbst erkennen und uns wirklich annehmen so wie wir sind und uns schließlich selbst lieben lernen. In der Taoistischen Philosophie nennt man das „seine Mitte finden“. Gelingt uns das, werden im gleichen Maße Wut und Hass und Neid und Missgunst verschwinden. Menschen die immer ihrer Mitte sind können praktisch auch nicht mehr krank werden.
Um seine eigene Mitte zu finden braucht man sich heutzutage weder einer Religionsgemeinschaft anschließen, noch in einen Aschram ziehen oder sich beim Psychiater auf die Couch legen. Es gibt heute ein riesiges Angebot von verschiedenen Methoden, Techniken und Schulen, die sich alle dem Ziel verschrieben haben den modernen Menschen wieder ins Gleichgewicht zu bringen und einen Ausgleich zu Hetze und Stress in der Arbeit zu schaffen.
Ich stand selbst vor ein paar Jahren kurz vor dem Burnout. Ich hatte schon verschiedene heftige Symptome. Durch eine Radiosendung über Burnout wurde mir schlagartig bewusst: Ich muss da raus bevor es zu spät ist! Durch glückliche Zufälle kam ich auf den für mich optimalen Weg und konnte mich durch ein Selbsterfahrungsseminar und Therapeutensitzungen aus der Abwärtsspirale befreien. Dadurch wurde mir auch bewußt, dass ich meinen Beruf wechseln werde aber hatte keine Ahnung was ich machen könnte. Erst nach 2 Jahren begegnete mir – wieder zufällig – das Taoistische Gesichterlesen. Dabei lernte ich u. A., dass Charaktereigenschaften, Talente und das Schicksal eines Menschen im Gesicht ablesbar sind. In einem ersten zweitägigen Seminar fiel mir vieles wie Schuppen von den Augen. Ich hatte mein wahres Selbst gefunden! Der neue Beruf kam hinterher.
Am Anfang dieses Beitrags schrieb ich Stress sei das Hauptproblem. Sehen wir uns die verschiedenen Ursachen an, die landläufig genannt werden, dann ist oft die Rede von „permanenter Überforderung“. Diese entsteht wenn man glaubt Dinge tun oder können zu müssen, die man objektiv betrachtet gar nicht kann, oder nicht so gut kann wie es andere von einem verlangen. Man verliert seine Mitte aus den Augen – Stress ist die Folge.
Hat ein Mensch in seinen jungen Jahren immer wieder die Erfahrung machen müssen, dass er abgelehnt wird, dass er nicht gut ist so wie er ist, wird er kein Selbstwertgefühl aufbauen können, sich klein und schwach und ungeliebt fühlen und wahrscheinlich sein Leben lang darunter leiden. Oder er entwickelt Strategien, um seinem Umfeld zu genügen. Er wird sich anders geben, als er wirklich ist, bis er schließlich selbst glaubt, dass er so ist wie er sich gibt. Auf diese Weise leben Menschen ein Leben das gar nicht ihrem wahren Wesen entspricht. Das ist auf Dauer sehr anstrengend. Es fühlt sich an wie ein Leben in permanentem Gegenwind. Irgendwann später im Leben ist dann die eigene Kraft verbraucht, die Lebensbatterie leer. Wenn dann auch noch die Rahmenbedingungen härter werden ist der Weg in die Midlife Crisis vorgezeichnet. Burnout ist dann die verschärfte und gefährlichste Form dieser Krise.